17. Dezember – VERBUNDENHEIT

Nach dem Deutschunterricht im Notquartier bin ich immer hundemüde. Ich habe keine Ahnung von Pädagogik, aber es macht mir Spaß, mit verschiedenen Methoden zu experimentieren. Ich bereite mir Kärtchen mit Bildern von verschiedenen Tätigkeiten vor und wir reden darüber, wer welchen Beruf ergreifen möchte. Es ist eine lustige Diskussion, alles ist noch offen, es gibt noch keine abgelehnten Bewerbungsschreiben und schon gar keine abgelehnten Asylansuchen. Erschöpft aber zufrieden packe ich meine Sachen ein. Da kommt Yassir zu mir. Er ist Syrer, steht meist am Rand und beobachtet mehr als dass er richtig mittun würde. So hältst du das nicht lange durch, meint er in flüssigem Englisch. Was? Ich schaue ihn entgeistert an. Wie kommt er dazu mich zu kritisieren, denke ich im ersten Moment, was für ein unangebrachtes Benehmen. Gleichzeitig bin ich neugierig und frage nach, was er damit meint. So kommen wir ins Gespräch. Er war Englischlehrer in Syrien und erklärt mir seine Sichtweise, dass ich mich mit meiner Art zu unterrichten total verausgabe. Es wäre schon toll, meine Energie, mein Elan, aber wenn ich so weitermachte, würde ich vielleicht nicht allzu lange durchhalten, meint er.

Interessant, denke ich mir zu Hause, er fühlte sich gleich mit mir verbunden.

Weil wir voneinander lernen können

#WirHabenPlatz #KaraTepe #MutzurMenschlichkeit