14. Dezember – FAMILIE

Rabia ist 23 und hat schon viel erlebt. Sie wurde im Iran verheiratet und hat ein Kind von dem niemand weiß. Nach Österreich ist sie alleine gekommen, über ihre Flucht erzählt sie nicht viel. Ihre Familie ist in der Welt verstreut – da meldet sich eines Tages ihr Bruder. Er ist auf Lesbos gestrandet, sein Kind ist auf der Flucht ertrunken, er wohnt in einem notdürftig gebastelten Zelt und ist völlig verzweifelt. Das Leben im Camp ist entsetzlich. Rabia zögert nicht lange – Familie ist schließlich Familie. Nichts ist für sie jetzt wichtiger, als ihren Bruder zu sehen, mit ihm zu reden, ihn in die Arme zu nehmen und zu trösten. Sie erzählt alles Gabriele, die sie schon seit längerem betreut. Gemeinsam legen sie und ein paar andere Freundinnen zusammen, damit Rabia zu ihrem Bruder fahren und ihm auch ein wenig Geld für Essen und Trinken geben kann. Alleine macht sie sich auf den Weg, wieder einmal. Nach einer Woche kehrt sie zurück, überglücklich wieder in Österreich zu sein. Sie hat hier keine Eltern und keine Geschwister, aber trotzdem ein Zuhause gefunden.

Weil „wir können nicht alle retten“ nicht bedeutet, dass wir niemanden retten dürfen

#WirHabenPlatz #KaraTepe #MutzurMenschlichkeit